Dr. Emil Vodder und seine Frau Estrid haben in den Jahren ihrer Tätigkeit in Frankreich von 1929 bis 1939 die MANUELLE LYMPHDRAINAGE NACH DR. VODDER entwickelt. Emil Vodder hat 8 Semester Medizin studiert und wurde, nachdem er an Malaria erkrankte, nicht mehr zum Staatsexamen zugelassen. Daraufhin widmete er sich der physikalischen Therapie. Seine Frau Estrid war Heilpraktikerin.
1928 verlieh ihm die Universität Brüssel den Titel „Dr. phil.“ für seine kunsthistorische Arbeit.
1939 bei Ausbruch des 2.Weltkrieges musste das Ehepaar Frankreich verlassen und ging nach Dänemark zurück. Erst Jahre später hat Emil Vodder Vorträge und Kurse in der Manuellen Lymphdrainage im europäischen Ausland abgehalten, zu denen er von interessierten Institutionen, Ärzten und Therapeuten eingeladen wurde.
Die Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder wurde 1967 gegründet. Gründungsmitglieder waren u.a. Dr. Emil Vodder, Dr. Johannes Asdonk, Günther Wittlinger.
1968 wurde die 1.wissenschaftliche und praktische Arbeitstagung in Essen abgehalten. Diese Tagungen wurden in einjährigem Abstand in verschiedenen Städten durchgeführt. Dadurch war Ärzten und Wissenschaftlern, die sich für die Methode interessierten, die Möglichkeit geboten, die Wirksamkeit der ML zu beschreiben und zu begründen.
1974 wurde die Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage aufgelöst und die Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder mit Sitz in Walchsee gegründet. Der „Arbeitskreis für therapeutische Lymphdrainage“ wurde in die im gleichen Jahr gegründete „Deutsche Gesellschaft für Lymphologie“ integriert.
1978 veranstaltete die Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr.Vodder ihren 1. wissenschaftlichen Kongress in Innsbruck. Diese Gesellschaft hat im Rahmen der Woche für Erfahrungsheilkunde in Baden-Baden ihren 2. und weitere Kongresse, jetzt unter dem Titel „Wissenschaftliche Arbeitstagung“, durchgeführt. Diese Arbeitstagungen wurden in 2-jährlichem Abstand in Baden-Baden abgehalten. Die Vorträge wurden unter dem Titel „Aktuelle Beiträge zur Manuellen Lymphdrainage“ im Haug-Verlag veröffentlicht.
Die Präsidenten unserer Gesellschaft waren:
1974 - 1979 | Dr. Wilhelm Kurz |
1979 - 1988 | Dr. Walter Partilla |
1988 - 1994 | Dr. Friedrich Douwes |
1994 - 2005 | Prof. Dr. Dr. Paul Hutzschenreuter |
2006 - 2008 | Dr. Anett Reisshauer |
2008 - heute | Dr. Melanie Wohlgenannt |
Aufgrund einer Anregung von Herrn Professor Dr. Horst Weissleder haben sich die Deutsche Gesellschaft für Lymphologie (DGL) und die Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr.Vodder und sonstiger lymphologischer Therapien(GfMLV) unter Beibehaltung ihrer Eigenständigkeit im Jahr 1999 eine Kooperationsvereinbarung unterzeichnet.
Die Deutsche Gesellschaft für Lymphologie hält weiterhin ihre Kongresse jährlich ab. Gemeinsam durchgeführte Kongresse finden zweijährlich statt.
Nachruf für Frau Dr. Ingrid Kurz
Am 4. November 2016 hat uns Frau Dr. Ingrid Kurz, einen Tag vor ihrem 93. Geburtstag, für immer verlassen. Die letzten Jahre verbrachte sie aufgrund ihrer Sehschwäche in einem Seniorenheim in Salzburg. 1966 habe ich Frau Dr. Ingrid Kurz in der Praxis ihres Mannes kennengelernt. Meine Familie war gerade nach Walchsee gezogen. Sie hat mir in vielen Situationen mit ihrem ärztlichen Rat und der menschlichen Zuwendung sehr geholfen.
Als Dr. Emil Vodder und seine Frau Estrid das erste Mal nach Walchsee kamen (1966/67) und Kurse in Manueller Lymphdrainage anboten, haben wir mit dem Ehepaar Kurz Verbindung aufgenommen, um sie für diese neue Massagemethode zu interessieren. Zu Beginn war das Ehepaar Kurz – beide Ärzte – sehr skeptisch, was die Anwendung der Manuellen Lymphdrainage anging. Nachdem jedoch mein Mann eine Patientin mit offenen Beinen behandelte und die Ulzera abheilten, war vor allem Frau Dr. Ingrid Kurz von der Methode sehr angetan und besuchte die Kurse von Dr. Emil Vodder.
Sie hatte über viele Jahre die ärztliche Leitung der Dr. Vodder Schule und des heutigen Wittlinger Terapiezentrums inne und hat mit viel Engagement unsere Patienten betreut und den ärztlichen Unterricht an der Schule durchgeführt und weiterentwickelt. Auch unsere französischen und amerikanischen Schüler wurden von ihr in der Theorie der Manuellen Lymphdrainage unterwiesen. In den skandinavischen Ländern unterrichtete sie die Manuelle Lymphdrainage mit viel Erfolg in Theorie und Praxis.
Das Lehrbuch „Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder“ von Günther Wittlinger, das der Haug-Verlag in den 1970er-Jahren auflegte und veröffentlichte, wurde 1979 und 1980 mit einem Band 2 und Band 3 von Frau Dr. Ingrid Kurz ergänzt, sodass eine „kleine“ Lehrbuchreihe entstand. Im 3. Band beschrieb sie die Behandlung verschiedenster Krankheiten mit Manueller Lymphdrainage nach Dr. Vodder mit detaillierten Angaben zur ehandlungszeit und -abfolge, Wirkung und möglichen Behandlungserfolgen. Diese Beschreibungen basierten auf den Erfahrungswerten in der Anwendung der Manuellen Lymphdrainage und auf der engen Zusammenarbeit zwischen Arzt (Dr. Kurz) und Therapeut (Günther Wittlinger). Alle drei Bände wurden ins Englische übersetzt. Andere Fremdsprachen folgten. Die detailgetreue Beschreibung, wie die Manuelle Lymphdrainage bei bestimmten Krankheitsbildern eingesetzt und angewendet werden sollte, machte den Band 3 der Lehrbuchreihe „Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder Krankheitslehre“ von Frau Dr. Ingrid Kurz zu einem „Renner“ für die vielen Anwender der Methode.
Nicht unerwähnt lassen möchte ich ihr großes Engagement in der „Gesellschaft für Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder und sonstige lymphologische Therapien“, kurz GfMLV. Dort engagierte sie sich ehrenamtlich für die Umsetzung und Durchführung der sogenannten „Fortbildungstage“ unserer Gesellschaft. Die damaligen „Fortbildungstage“ fanden zweijährlich anlässlich der Medizinischen Woche in Baden- Baden statt, und die medizinisch wissenschaftlichen Vorträge wurden im Haug-Verlag als „Aktuelle Beiträge zur Manuellen Lymphdrainage“ veröffentlicht. An die 20 Jahre waren die „Fortbildungstage“ der GfMLV Bestandteil der „Medizinischen Woche“ in Baden-Baden. Als Funktionärin im Vorstand der GfMLV war es ihr ein ständiges Anliegen, der Methode in Österreich und international den Stellenwert in der Medizin zu geben, der ihr zusteht.
Wir erinnern uns ihrer als hervorragende Allgemeinärztin, die mit viel Einfühlungsvermögen und Fachkenntnis ihre Patienten behandelte. Die Schüler der Dr. Vodder Schule erhielten ein fundiertes Wissen über die Manuelle Lymphdrainage nach Dr. Vodder und deren Anwendungsgebiete. Fachliche Fragen wurden sofort beantwortet. Und sollte einmal die Antwort nicht sofort gegeben werden, war man sicher, eine Erklärung am nächsten Tag zu bekommen. Sie wurde von Patient und Schüler gleichermaßen sehr geschätzt und verehrt.
Prof. Hildegard Wittlinger
Für den Vorstand der GfMLV
118 LymphForsch 20 (2) 2016
Nachruf für Professor Dr. Dr. Paul Hutzschenreuter
verstarb am 10.2.2006 nach kurzer schwerer Krankheit.
Mit Professor Dr. Dr. Paul Hutzenreuter verloren wir nicht nur einen guten, beliebten und aktiven Präsidenten, sondern auch einen Universitätsprofessor und Wissenschaftler, der sich intesiv - aber auch kritisch - mit der Manuellen Lymphdrainage nach Dr. Vodder auseinandersetzte.
Unter seiner Präsidentschaft kam es zur Partnerschaft mit der Deutschen Gesellschaft für Lymphologie, wobei Professor Hutzschenreuter immer bestrebt war, trotz der vereinbarten Kooperation eigenständiges Profil zu zeigen.
In vielen Versuchen hat er uns wissenschaftliche fundierte Beweise gebracht, dass die Originalmethode nicht nur drainierend wirkt sondern auch mit großem Erfolg bei Lymphödemen eingesetzt werden kann. Seine wissenschaftlichen Arbeiten haben bestätigt, dass die ML u.a. eine sympathikolytische Wirkung hat, dass wir bei der Narbe mit Erfolg tätig werden können und auch Darmgeräusche sehr wohl mit der ML in Verbindung zu bringen sind, was bedeutet, dass die Peristaltik angeregt wird.
Im darauffolgendem Anhang können Sie sich den Nachruf geschrieben von Prof. Hildegard Wittlinger downloaden.